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Fragen als Portal

Fragen als Portal

Als ich alle Antworten gefunden hatte, stellten sich alle Fragen anders.
(aus Paulo Coelho, Der Wanderer)

Hochbegabt sein heißt, ständig Gedankengewusel und Ideen im Kopf zu haben. Nicht zwangsweise logisch schlüssig, einfach viel und schnell und oft genug widersprüchlich. Zweifel, die weitere Fragen nach sich ziehen…

Nun kam in einem Gespräch die Idee zu mir: Fragen sind im Grunde Portale.

Stelle ich mir vor, ich hätte keine Fragen – keine großen, weltbewegenden zumindest, keine, die weit über „Was gibt’s zu essen?“ hinaus gehen – dann könnte sich meine Welt kaum verändern. Ich sehe Alfred, den Stallburschen aus Michel von Lönneberga vor mir. Tagaus tagein Routinen, die zu erledigen sind, kaum eigene Ziele, geschweige denn große. Leben in der Abgeschiedenheit der kleinen Welt, in der man sich auskennt und seinen Platz hat. Punkt.

In dem Moment jedoch, in dem ich anfange Fragen zu stellen, wünsche ich mir Antworten. Es steckt Neugier dahinter, Interesse an Neuem, Weiterreichendem, Horizonterweiterung. Mit Fragen durchdringt man die Materie. Ähnlich einem Pilz oder Wurzelgeflecht breitet sich Erkenntnis aus mit jeder beantworteten Frage.

Im Studium wollte ich meine Diplomarbeit Anfang der Nullerjahre über „Wellness-Tourismus“ schreiben. Das Thema war grade ganz vorne dran. Der Professor sagte jedoch, da sei schon zu viel drüber geschrieben worden, so dass das Thema inzwischen zu allgemein sei. Ich solle mir was Konkreteres suchen. So forschte und schrieb ich über „Die gesundheitstouristische Nutzung der Traditionellen Chinesischen Medizin in Deutschland“. Viel spezieller. Das Thema Wellness war zu einem Hauptast geworden, der sich nun in alle möglichen Zweige weiter verästelte. Fragen, Antworten, weitere Fragen, weitere Antworten…

Und nur so ist es möglich, dass wir uns heute kaum noch Gedanken über die Erfindung des Rades machen, sondern viel mehr über die sachgerechte Entsorgung von Rotorblättern ehemaliger WindRÄDER, über den Umgang mit und die Auswirkungen von KI oder über die Schaffung „artgerechter“ Arbeitsplätze für die zunehmende Zahl neurodivergent Spezialbegabter. Hätte nie jemand Fragen gestellt, deren Antwort die Erfindung des Rades war, würden wir uns damit heute wohl kaum befassen.

Nun zum Begriff des Portales. Das Wort klingt nach „Stargate“, nach verschwundenen Menschen am Untersberg, nach Dimensionssprüngen und dem Eingang zu Innererde am Südpol… Alternativ bedeutet es für andere Menschen ganz einfach und alltagstauglich eine große Haustür oder eben einen überdimensionalen Durchgang. Ich mag es, den Sinn der Worte zu erforschen und zu erspüren. Wo ist die Gemeinsamkeit? In welcher Deutung findet sich der größtmögliche gemeinsame Nenner? Es ist, als würde man im Geflecht zurückgehen aus den Verästelungen in die Hauptäste, den gemeinsamen Ursprung.

So gelange ich zu dem schönen Bild, dass Fragen eigentlich Portale sind, verschlossene Durchgänge zu dahinterliegenden Welten. Erst die Antwort liefert den Schlüssel, um hindurchzuschreiten und neue Horizonte zu erkunden. Ist der Durchgang jedoch einmal geschaffen, steht er allen Menschen offen, der Weg ist gelegt und kann leicht beschritten werden. Nachfolgende können in diesem neueröffneten Raum weitere Türen finden und hindurchgehen. Und vielleicht gelangen sie irgendwo einfach wieder „in die Küche“, in einen Raum hinter einer geheimnisvollen Tür, der schlicht und ergreifend den Lückenschluss zu Altbekanntem herstellt. Wie wunderbar!

Hochbegabte sind also ganz oft Dooropener mit all dem Gedankengewusel, den Fragen, den Zweifeln und Ideen. Viele Menschen wagen es gar nicht zu fragen. Viel zu viele „Alfreds“ fühlen sich bedroht in ihrer sicheren Welt, wenn sich plötzlich weitere Tore, Zugänge, Ausgänge eröffnen. Die Sicherheit ist gefährdet durch den Fragensteller. Der (hochbegabte) Fragensteller ist unbequem und wird gerne auf Abstand gehalten. Tür zu! Es zieht!

Ich könnte das hier noch weiterspinnen. Wo kämen wir beispielsweise hin, wenn mehr Menschen den Mut hätten, sich ihren Fragen zu stellen? Wenn Phänomene sich im individuellen Erleben zeigen – wiederkehrende Muster, Symptome, Gefühle, Wahrnehmungen usw. – denen man nachginge? Persönliche Themen und Gebrechen hinterfragen? Wo könnten wir dann sein?

Falls Du nun Lust hast, Deine eigenen Fragen zu erkunden und Deine eigenen Schlüssel zu neuen Horizonten zu finden, dann stehe ich gerne zur Verfügung. Als Wegbegleiter, als Reiseleiter oder als Wasserträger. 🙂 Ich freue mich, von Dir zu hören!

Alles Liebe